Vortrag von Dr. Rainer Hatoum, Kurator und Provenienzforscher am Städtischen Museum Braunschweig
Als die Suche nach dem Patronengurt des Kahimemua, einem der ersten namhaften Opfer deutsch-kolonialer Gewalt in Südwest-Afrika, 2019 in Braunschweig einen Durchbruch erzielte, gewann die Problematik ethnologischer Sammlungen aus kolonialen Kontexten am Städtischen Museum Braunschweig erstmals eine sehr reale Bedeutung.
In seinem Vortrag wird Dr. Rainer Hatoum anhand von Objektbeispielen, die in Namibia, Kamerun, Kanada und Deutschland gesammelt wurden, die facettenreiche Problematik und die hiermit verbundenen kollaborativen Forschungsinitiativen am Städtischen Museum Braunschweig vorstellen.
Dr. Rainer Hatoum ist Kurator und Provenienzforscher für die ethnologischen Sammlungen am Städtischen Museum Braunschweig. Er studierte Ethnologie und Islamwissenschaft an der Freien Universität Berlin und promovierte 2002 an der Goethe-Universität Frankfurt am Main mit einer Studie über das Intertribal Powwow in Nordamerika. Zwischen 2005 und 2019 arbeitete Hatoum am Ethnologischen Museum Berlin, der Freien Universität Berlin, der Goethe-Universität Frankfurt am Main und als unabhängiger Forscher, u. a. für das Bard Graduate Center in New York.
In einer Reihe von Forschungsprojekten, die eine Wachswalzensammlung mit Ritualgesängen der Navajo (2007–2009), die Berliner Nordwestküstenbestände (2009–2012) und – nach Hatoums erstmaliger Dechiffrierung der Kurzschrift von Franz Boas – dessen stenografische Feldnotizen zum Gegenstand hatten (2012–2020), beschäftigte er sich mit der Frage langfristiger Partnerschaften zwischen westlichen Institutionen und indigenen Gemeinschaften. 2020 nahm Hatoum schließlich seine derzeitige Arbeit am Städtischen Museum Braunschweig auf.