Spätantike Textilien aus Ägypten (Dr. Cäcilia Fluck)
Spätantike Textilien aus Ägypten (ca. 300–800 n. Chr.) zeichnen sich durch einen unschätzbar großen Reichtum an Farben und webtechnischer Kunstfertigkeit aus. Dank besonderer klimatischer Bedingungen blieben sie über Jahrhunderte erhalten. Wiederentdeckt im ausgehenden 19. Jahrhundert löste die bis dato unbekannte Objektgruppe eine wahre Sammelleidenschaft aus. Eine Vielzahl gelangte damals über den Kunsthandel in internationale Sammlungen und Museen, unter anderem in die Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien und in das heutige Museum für Byzantinische Kunst im Bode-Museum. Bis heute bilden diese Kleinodien unter immer neuen Fragestellungen einen bedeutenden Gegenstand der archäologischen Forschung.
Band 1: Sammlungskatalog, Ikonographie und Webtechnik (Mag. Ines Bogensperger)
Die Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, eine der renommiertesten Forschungsstätten für antike Texte, beherbergt neben ihrer umfangreichen Sammlung von Papyri, Pergamenten und Ostraka auch zahlreiche Textilien aus dem spätantiken Ägypten. Ein Gesamtkatalog dieser über 230 Textilien mit Studien zur Ikonographie und Webtechnik liegt erstmals in Band 1 vor. Die Textilien sind systematisch nach ihrer primären Verwendung in Kapitel geordnet und wichtige webtechnische und webtechnologische Details sind ausführlich mit zahlreichen Farbabbildungen dokumentiert. Die Buchpräsentation führt anhand ausgewählter textiler Objekte in den Inhalt des Bandes ein.
Band 2: Farbstoffe, Färbetechniken, antike Schriften und Datierung (Dr. Regina Hofmann-de Keijzer)
Band 2 basiert auf einem interdisziplinären Forschungsprojekt zur Färberei im spätantiken Ägypten. Durch die Verknüpfung naturwissenschaftlicher Analysen mit antiken Schriftquellen konnte das Wissen über Farbstoffe und Färbetechniken erweitert werden. Dieser Band widmet sich den im spätantiken Ägypten verwendeten Fasern und Färbematerialien, den angewandten Färbetechniken, der Entstehung der Textilfarben und den Möglichkeiten der Datierung. Der Band enthält die detaillierten Analyseergebnisse von über 80 Proben aus 30 Textilien der Papyrussammlung Wien. Im Anhang finden sich, nach Färbematerialien geordnet, deren Nachweise in Textilien aus Ägypten und dem Mittelmeerraum aus zahlreichen anderen internationalen Forschungsprojekten. Die Buchpräsentation gibt anhand ausgewählter Fallbeispiele einen Einblick in dieses Forschungsgebiet.
Dr. Cäcilia Fluck studierte Koptologie, Christliche Archäologie und Ägyptologie an den Universitäten Münster und Leuven, promovierte über Inschriften des Jeremias-Klosters zu Saqqara und arbeitet als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Museum für Byzantinische Kunst der Staatlichen Museen, Preußischer Kulturbesitz zu Berlin. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Kunst und Alltagskultur Ägyptens im 1. Jahrtausend n. Chr. sowie deren Sammlungs- und Rezeptionsgeschichte.
Mag. Ines Bogensperger studierte Klassische Archäologie, Alte Geschichte, Ägyptologie und Kunstgeschichte an der Universität Wien. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin arbeitete sie an den spätantiken Textilien der Papyrussammlung Wien. Die papyrologische Evidenz von Textilien und Textilproduktion unter Berücksichtigung der erhaltenen Materialien ist der Schwerpunkt ihrer Forschung.
Dr. Regina Hofmann-de Keijzer studierte Biologie an der Universität Wien, promovierte über Färbepflanzen und arbeitete als Assistenzprofessorin an der Universität für angewandte Kunst Wien. Ihre Lehrveranstaltungen umfassten Fasern, Holz und andere organische Werkstoffe, sowie Textilfärberei mit Naturfarbstoffen. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in interdisziplinären Projekten zu prähistorischen und antiken Färbetechniken.
Bildnachweis
Fragment einer Decke mit Pfau und Blütenzweig, Ägypten, 3.–4. Jahrhundert, Wolle und Leinen, Wirkerei in Schlingengewebe; Museum für Byzantinische Kunst Inv. 9715. Photo: Berlin, Bode-Museum, Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin / Antje Voigt; CC BY-SA 4.0