Fragende Blicke. Neun Zugänge zu ethnografischen Fotografien

München, Juni 2018. „Fragende Blicke. Neun Zugänge zu ethnografischen Fotografien“ lautet der Titel einer am 5. Juli 2018 beginnenden Foto-Ausstellung im Treppenhaus des Museums Fünf Kontinente. 54 historische Originalfotografien wurden in der Sammlung Fotografie des Museums Fünf Kontiente ausgesucht und in Zusammenarbeit von Unterrichtenden und Studierenden des Instituts für Ethnologie der Ludwig-Maximilians-Universität München ausgewertet und bearbeitet.

Die Bilder wurden zwischen 1862 und 1956 von Ethnologen, Reisenden, kolonialen Akteuren oder in Fotostudios aufgenommen. Ihre Entstehungsgeschichten und seinerzeit beabsichtigten Aussagen sind aus heutiger Sicht nicht immer unproblematisch. Um ihren Betrachtern den historischen Rahmen klar werden zu lassen und obendrein Einblicke in jene Zeit zu gewähren, als die Verschlüsse der analogen Kameras klickten, haben die jungen Ausstellungsmacher von der Universität sich viele Gedanken um Präsentation und Erläuterungstexte gemacht.

„Welche Fragen können wir heute aus ethnologischer Perspektive an historische Aufnahmen richten, welche Antworten dürfen wir erwarten?“ Diese Frage stellten die Ethnologen Paul Hempel (Institut für Ethnologie, LMU München) und Anka Krämer de Huerta (Sammlung Fotografie, Museum Fünf Kontinente) sich und neun Studierenden des LMU-Praxisseminars „Ethnografisches Bildgedächtnis und museale (Re-) Präsentation“, das zur Keimzelle der Ausstellung werden sollte.

Es tat den alten Fotos gut, großformatig abgezogen zu werden. Plötzlich wurden Details sichtbar, die auf den oft nur wenige Zentimeter großen Originalen vorher nur schwer zu erkennen waren. Neben den Bildinhalten thematisierten die jungen Gastkuratoren auch die Hintergründe der Entstehung der Fotografien und fragten nach den Gründen für öfter wiederkehrende Darstellungsweisen. Natürlich wurden auch die Menschen ernst genommen, die einst sowohl vor als auch hinter der Kamera standen. So kristallisierten sich Bild-Geschichten heraus, die durch den alleinigen Blick aufs Foto selbst weiterhin verborgen geblieben wären.

„Die Recherchen waren intensiv. Es hat allen Freude bereitet, Darstellungen aus vielen verschiedenen Regionen der Welt gründlich unter die Lupe zu nehmen und dann zum Sprechen zu bringen“, sagt Julia Blumenschein, die im sechsten Semester Ethnologie und und vergleichende Kultur- und Religionswissenschaften an der Uni München studiert.

Wirkungsweise und Effekt einiger historischer Sterefotografien können die Besucher vor Ort ausprobieren.

Das sind die neun Themenbereiche der Ausstellung:

  1. Porträtierte Identitäten im Wandel – Yanomami aus Mahekodotedi (Sarah Löwe)
  2. Popularisierung in 3D – Stereoskopien aus Nordamerika (Alena Vodde)
  3. Fremde Erinnerung – Ein kolonialzeitliches Familienalbum aus Neuguinea (Silvia Lamprecht)
  4. „Her Majesty“ oder „Splendid Specimens“? – Indigenität und Typisierung im Spiegel hawaiianischer Porträtaufnahmen (Silke Tauber)
  5. Lichtbilder und Farbtöpfe – Fotografien als wandelbare Objekte (Sibylle Ulbrich)
  6. Bewegung festhalten – Tanz und Identität in Bolivien (Ira Böck)
  7. Kleine Welt – Kinder im Fokus der visuellen Ethnografie von Theodor Koch-Grünberg
    (Julia Blumenschein)
  8. Eine Ärztin auf Talfahrt – Auf den Spuren des Hunza-Mythos (Susanne Holländer)
  9. Das kommerzielle Bild Japans – Souvenirfotografie des 19. Jahrhunderts (Johannes Bächer)

 

 

 

5. Juli 2018 bis 30. Juni 2019
verlängert bis 5. Januar 2020

Öffnungszeiten
Dienstag – Sonntag
9.30 – 17.30 Uhr


Eintritt
Erwachsene 5 €
Ermäßigt 4 €
freier Eintritt für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre
Schulklassen: Schüler bis 18 Jahre haben ebenfalls freien Eintritt

Infomaterial
Den Flyer können Sie hier als PDF herunterladen.