Ineinander lavierende Farben und Tuschtöne, Goldgrundflächen, abstrakte Formen und stilisierte Darstellungen mit Bezügen zur klassischen japanischen Literatur, zur Natur und den Jahreszeiten: das ist Rimpa, eine der wichtigsten Stilrichtungen der japanischen Kunst. »Rimpa feat. Manga« präsentiert ausgewählte Meisterwerke aus dem Hosomi Museum, Kyōto, und zeigt so die Entwicklung dieser einzigartigen Stilrichtung vom 17. bis ins frühe 20. Jahrhundert. Ebenfalls zu sehen sind Werke des Exzentrikers Itō Jakuchū (1716–1800), der vor allem für seine lebendigen Darstellungen von Tieren, insbesondere Vögeln, bekannt ist. Dabei sind den Malereien Darstellungen von Ikonen der japanischen Popkultur zur Seite gestellt, die einen neuen Zugang zum Werk der Rimpa-Künstler und Jakuchūs schaffen und Tradition mit Moderne verbinden.
Der Kyōtoer Maler Tawaraya Sōtatsu (aktiv 1. Hälfte 17. Jh.) und der Kalligraph Hon’ami Kōetsu (1558–1637) gelten als Begründer des Rimpa-Stils (auch Rinpa), der in Ogata Kōrin (1658–1716) seinen wohl bekanntesten Vertreter fand. In der späten Edo-Zeit sorgten Sakai Hōitsu (1761–1829) und die um ihn in Edo tätigen Künstler, darunter sein wichtigster Schüler, Suzuki Kiitsu (1796–1858), für eine Erneuerung der Rimpa-Tradition, die sich bis in die Moderne fortsetzte. Kamisaka Sekka (1866–1942), der mit dem europäischen Jugendstil in Berührung kam, fand als Vertreter einer modernen Rimpa-Kunst große Beachtung.
Die Idee, die bekannten Figuren des großen japanischen Mangaka Tezuka Osamu (1928–1989), der bereits zu Lebzeiten als »Gott des Manga« verehrt wurde, oder die virtuelle Sängerin Hatsune Miku als Teil klassischer Rimpa-Bilder oder der Arbeiten Jakuchūs zu malen, entstand im Kimono-Atelier Toyowadō in Kyōto. Einmal ist es Tezukas goldschimmernder Phönix, der über der Bucht von Matsushima, einer Darstellung auf einem großen Stellschirm von Ogata Kōrin, emporsteigt; ein anderes Mal ist es der sympathische Superheld Astro Boy, der unter einer von Suzuki Kiitsu gemalten Kudzu-Ranke im Mondlicht steht. Der Gedanke dahinter ist allerdings stets derselbe: Der Blick soll auf das gelenkt werden, was hinter den bekannten Manga-Charakteren steht – die großartige Kunst der Rimpa-Künstler und Itō Jakuchūs und die damit verbundene japanische Ästhetik.
Das Hosomi Museum wurde 1998 in Kyōto eröffnet und beherbergt die Sammlung der Familie Hosomi. Diese wurde von Kokōan Hosomi (1901-1979) angelegt und durch seinen Sohn, Minoru Hosomi (1922-2006), und dessen Frau Ariko kontinuierlich erweitert. Yoshiyuki Hosomi, Direktor des Hosomi Museums und Kurator der Ausstellung, leitet heute in dritter Generation die historisch und künstlerisch breit aufgestellte Sammlung, die über 1000 japanische Kunstwerke umfasst, darunter viele, die als wichtige Kulturgüter anerkannt sind.