• Letzte Ölung Nigerdelta
    © Akintunde Akinleye

Letzte Ölung Nigerdelta. Das Drama der Erdölförderung in zeitgenössischen Fotografien

Ein Brandherd, dem die Welt kühl begegnet

München, März 2012. »Letzte Ölung Nigerdelta. Das Drama der Erdölförderung in zeitgenössischen Fotografien« lautet der Titel der neuen Sonderausstellung des Staatlichen Museums für Völkerkunde München. Seit 1956 zerstört im westafrikanischen Nigeria exzessive Erdölförderung die Lebensgrundlage der einheimischen Bevölkerung im Nigerdelta. Über Jahrhunderte hinweg gab es im Nigerdelta eine einzigartige Vielfalt an Tieren und Pflanzen und gute Lebensbedingungen für die Menschen. Seit Jahrzehnten nimmt dort jedoch eine Katastrophe ihren Lauf, deren Ausmaß nicht mehr überschaubar ist. Den katastrophalen Nebenwirkungen der Ölgewinnung im Nigerdelta wird international dennoch kaum Aufmerksamkeit zuteil. In München ist das jetzt anders.

Bilder aus der betroffenen Region von internationalen Journalisten und Fotografen bezeugen ökologische und soziale Tragödien. Verschwiegenes wird sichtbar. Kein Zweifel bleibt an der Not der Menschen im Nigerdelta. Politische Inhalte dringen mit dichter Bildsprache in den künstlerischen Diskurs ein.

In der Ausstellung sind die Fotografien in neu entwickelten Leuchtkästen zu sehen. Dabei schafft die Großflächigkeit und die fotografische Brillanz der hinterleuchteten Bilder eine eindringliche Atmosphäre. Durch den direkten Einblick in die Bedingungen der Ölproduktion vor Ort wird der Besucher zum unmittelbaren Zeugen des Dramas in der Delta-Region.

Wurden die Fotos zunächst aufgenommen, um aufzurütteln und Aufmerksamkeit zu erregen, finden sie dank ihrer formalen und ästhetischen Qualitäten Eingang in die internationale Kunstwelt.

In der Ausstellung sind Werke von 20 international renommierten Fotografen zu sehen. Der documenta XII-Künstler George Osodi ist ebenso vertreten wie Akinbode Akinbiyi, Akintunde Akinleye, Sunday Alamba, Crew Sandy Cioffi, Pamela Dore, Pius Utomi Ekpei, George Esiri, Jane Hahn, Tim Hetherington, Chris Hondros, Uche James Iroha, Michael Kamber, Ed Kashi, Kadir van Lohuizen, Sunday Ohwo, Emeka Okereke, Jacob Silberberg, Sven Torfinn und Timipre Willis-Amah.

Traditionelle und zeitgenössische Kunstwerke aus der Nigerdelta-Region erzeugen einen Spannungsbogen zu den Fotografien. Die Objekte stammen aus der Afrika-Sammlung des Staatlichen Museums für Völkerkunde München. In der Ausstellung stehen sie nicht nur als Meisterwerke traditioneller nigerianischer Bildhauer, sondern auch als mahnende Zeichen aus einer Welt, die rücksichtslos wirtschaftlichen Interessen geopfert wird.

Letzte Ölung Nigerdelta
17.3. – 16.9.2012
Eintritt 6,- €, ermäßigt 5,- €
Zur Ausstellung erscheint ein reich bebildeter Katalog mit zahlreichen Beiträgen renommierter Autoren (14,80 €)